Westlich des Jordans – südlich des Hermon. Überleben in einem besetzten Land. Pessach und kein Sauerteig. Hunger. Für einen Shekel Visionen.
Wenn wir reden, dann meistens über Essen. Eine Woche vor Pessach gibt es im ganzen Ort kein Brot zu kaufen. Morgens essen wir Crispies mit Wasser und Orangensaftpulver, weil die Milch schon wieder sauer ist und Haferflocken in ganz Nahariya nicht aufzutreiben sind. Mittags gibt es Wasser und trockenen Matzen, abends eine Tütensuppe mit mundgeraubter Gurke, Zwiebel und Paprika.
Nachts träume ich von gefüllten Kühlschränken, von Wurst und Käse, Sahnequark und Käsekuchen. Aber immer, wenn ich gerade herzhaft zubeißen will, werde ich von meinem knurrenden Magen aus dem Schlaf gerissen.
Irgendwann gibt mich die Zeitglocke wieder frei. Es ist der 22. April 1987, das Geld reicht noch genau für diese eine Fahrt nach Ayelet Hashahar. Wir haben unser Treffen schon vor vielen Wochen postalisch vereinbart. Spontane Planänderungen sind nicht vorgesehen und auch nicht kommunizierbar. Sollte irgendetwas Unvorhergesehenes passieren, werde ich von Ayelet Hashahar so schnell nicht wieder fortkommen. Eine Übernachtung ist dort bestimmt nicht für zwei Stunden Arbeit zu bekommen.
Soll Celestina sich derweil doch verdingen, wie sie will. Mein Flugticket ist noch bis Ende des Jahres gültig und ich werde nach Ägypten reisen. Mit meinem letzten Shekel fahre ich nach Akko und nehme dort den Bus Richtung Zefat.