Westlich des Jordans – südlich des Hermon. Überleben in einem besetzten Land. Gesteinsstaub der Zeit. Schattenfuge des Lebens.
In der steinernen Ruine der ehemaligen Scheichvilla hat Eli alles ausgestellt, was er in mehr als dreißig Jahren den abgelagerten Zeitschichten unter seiner Füßen abgerungen hat. Die hohen Regale sind bis unter die Decke voll mit Trögen, Vasen und Krügen, sie säumen die Eingangstreppe und erobern Stück für Stück das eingezäunte Land für sich zurück.
Wie in einem phantastischen Trödelladen der Geschichte treffen rostige Ackergeräte, Besen, Rechen und Sense aus einem vergangenen Jahrhundert auf einen Kleiderschrank aus Nussbaum mit blinden Spiegeln. Helle Marmortafeln und Säulenfragmente mit kunstvoll gemeißelten arabischen Inschriften lehnen beiläufig an der Wand, als seien sie gerade eben erst dort abgestellt und warten nun auf ihre zukünftige Bestimmung. Der Putz bröckelt von der Wand und großflächige Reste eines Freskos zeugen vom Reichtum der ehemaligen Bewohner. Die einzelnen Fundstücke, aus ganz unterschiedlich tiefen Erdschichten hervorgeholt oder vorgefunden, verdichten ihre unergründliche Vorgeschichte zu einem fabelhaften Klangkörper der Zeit.
Seit Jahrzehnten bläst der Wind durch die großen Fensteröffnungen ungehindert in jede Ritze, treibt den trockenen Gesteinsstaub aus den Fugen und deckt alle Dinge in diesem merkwürdigen Sammelsurium mit einer feinen Schicht aus geriebenem Sand zu.
Die mühsam dem Vergessen entrissene Vergangenheit wird erneut verschleiert und allmählich Jahr für Jahr in einen tieferen Schlaf gehüllt. Sand und Staub gleichen alles einander an, sie mindern die Disparatheit der Dinge und ihrer Geschichte, sie unterscheiden nicht zwischen wichtig und unwichtig, zwischen Hochkultur und Alltagskultur.
So wenig wie Eli Avivi, der sich nicht darum schert, ob die Dinge einen materiellen oder kulturellen Wert haben – ihm reicht es, dass sie sind. Der sich Tag für Tag um den Fortbestand seines Lebenswerkes bemüht und dergestalt seine eigene Geschichte fortführt.