Westlich des Jordans – südlich des Hermon. Überleben in einem besetzten Land. Wir sind jung und brauchen Geld. Museale Peepshow. Happy Hippieland.
Eli ist gerade dabei, den Verlauf des Grenzzaunes zu korrigieren, als wir ihn zum zweiten Mal aufsuchen. Wir haben kein Geld mehr und es heißt, dass man bei Elmar für zwei Stunden Arbeit am Tag eine Übernachtung bekommt. Mir bleibt noch genau ein Shekel pro Tag für Essen, den Rest benötige ich für die Fahrkarte nach Ayelet Hashahar am 22. April.
Der Vater kommt mit einer Reisegruppe seiner Baptisten-Gemeinde nach Israel, wo sie den biblischen Spuren folgen werden: See Genezareth, Bethlehem, Nazareth, Jericho, Jerusalem, En Gedi, Massada – die Pilgerroute. Von der phönizischen Hafenanlage in Achziv, wo A. und ich jeden Tag zwei Stunden arbeiten, haben sie noch nicht gehört.
Der Boden ist hart wie Beton und die Arbeit ist anstrengend und geht nicht voran. Wir arbeiten immer in den frühen Morgenstunden, bevor die Sonne das kleine Plateau gnadenlos versengt. Eli kommt vorbei und sagt uns, wo wir graben sollen. Er sieht, wie wir uns quälen, fasst aber selbst nicht mit an. Dafür nimmt er es mit der Zeit nicht so genau. Und wir dürfen die Dusche im Haus benutzen.
Die Dusche ist als Ausstellungsstück in das Museum integriert, funktioniert aber tadellos und warmes Wasser gibt es auch. Die alte Tür mit den groben Fugen, die den Verschlag von den übrigen Räumlichkeiten abgrenzt, hat ein großes Astloch auf Kinderaugenhöhe und ich spüre jedes Mal die sprachlos staunenden Blicke auf der nassen Haut, bevor das aufgeregte Suchen nach Vater oder Mutter einsetzt.
Eli erzählt gerne und viel, erzählt von Achzivland als place to be der Hippieszene und von Berühmtheiten wie Sophia Loren oder Paul Newman, die vor vielen Jahren angeblich seine Gäste gewesen sind. Auch nennt er sich einen Fotografen und spricht von einer großen Sammlung Aktfotografien. Seine blonde deutsche Frau kennen wir nur vom Hörensagen, gesehen haben wir sie nie.
Er hat uns angeboten, zu ihm ins Haus zu ziehen. In seinem großen Bett sei Platz für drei und graben müssen dann auch nicht mehr. Die kleine Holzhütte, in der wir übernachten, steht den ganzen Tag in der Sonne und die stickige Luft kühlt selbst in der Nacht nicht ab. Wir haben die Wahl.