Westlich des Jordans – südlich des Hermon. Überleben in einem besetzten Land. Visumpflicht in Achzivland. Eli Avivi. Hüttenkargheit und Staatsempfang.
Nach Achziv reisen wir zwei Mal. Von Haifa fährt der Bus nach Nahariya und von dort weiter in Richtung Rosh HaNiqra, wo die zahlreichen Grotten im weißen Kalkfelsen bereits Alexander dem Großen geholfen haben, seinen Rückweg von der phönizischen Stadt Tyros zu sichern. Zwischen Nahariya und Rosh HaNiqra, nur wenige Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt, hält der Bus am Nordende des Nationalparks Achziv. Ein gemauerter Steinbogen markiert den Grenzübergang zu Tel Akhzib (Achzivland), einem nur wenige Quadratkilometer großen Mikrostaat an der Küste des östlichen Mittelmeeres.
Formal existiert Achzivland nicht. Trotzdem benötigt man ein kostenpflichtiges Visum, das zugleich als Eintrittskarte für das Museum dient. Mit dem grauen Vollbart, den langen weißen Haaren und dem wallenden Kaftan erinnert Eli Avivi mehr an einen biblischen Propheten als an einen rebellischen Staatsgründer. Meist sitzt er irgendwo im Schatten und ist sofort zur Stelle, wenn Fremde sein Land betreten.
Sorgfältig drückt er seinen Stempel auf die gegenüberliegende freie Seite des israelischen Visums in meinem Reisepass. Das Rondo zeigt die Moschee des zerstörten Dorfes Achziv, darüber die charakteristische Palme.
Bei unserem ersten Besuch beziehen wir eine der kleinen Holzhütten, die Eli etwas abseits des Hauses rechter Hand auf Stelzen erbaut hat. Die Hütten sind nicht größer als ein Zweimannzelt, aber mittig kann man annähernd aufrecht stehen und wenn man sich auf der Schwelle niederlässt, baumeln die Füße aus der Türöffnung. Ein kleiner Platz mit offener Feuerstelle und Tisch samt Bänken steht für Gäste zur Verfügung. Weit abgelegen auf der anderen Seite des Hauses befindet sich die notdürftig hergerichtete Toilette sowie der schulterhohe Verschlag mit einer Dusche.
Am Abend lädt uns Eli in das Haus ein, wo im Erdgeschoss alle Fundstücke ausgestellt sind, die er im Laufe der Jahre auf seinem Grund ausgegraben hat. Wir sitzen am großen Holztisch auf der Eckbank und hören uns seine Version von der Gründung der Freien Republik Achzivland an, die von Zerstörung, Widerstandskampf und Ausgrenzung handelt. Dem klaren Celeste der Augen von A. kann Eli nicht widerstehen und verwöhnt uns später mit einer Fußwaschung samt Massage. Eine gemeinschaftliche Ausweitung der Gastfreundschaft lehnen wir dankend ab.