Woche 1 der Exit-Strategie aus dem Lockdown: Autohäuser, Fahrradhändler und Buchhandlungen sind bundesweit systemrelevant. Im ländlichen Bayern auch die Baumärkte – panem et circensis für die domestizierten Kerle von heute. Die Sachsen dürfen wieder in die Kirche, was aber außer Michael Kretschmer keiner tut, denn 75% der Sachsen sind konfessionslos.
Und NRW? Armin Laschet. Ein gewisses Laissez-faire wird dem Rheinländer im Allgemeinen ja gerne nachgesagt, da wirkt der Einfluss der mediterranen römischen Lebensweise vermutlich immer noch nach. Angela Merkel kennt ihre Pappenheimer und hat bereits im Vorfeld gemahnt, keine “Öffnungsdiskussions-Orgien” anzufachen. Mit einer schnellen Öffnung der Möbelhäuser und Babyfachmärkte – Tummelplatz der Super-Spreader – hat sie wohl nicht gerechnet. Prompt folgt die Rüge seitens der Kanzlerin: Einige Länder seien “in Teilen sehr forsch, um nicht zu sagen zu forsch” vorgegangen. Es ist wie im Kindergarten: Angesprochen fühlt sich keiner.
Maske auf und wegducken. Ab morgen gilt die Maskenpflicht in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr. Das ist die von Scholz und Spahn geschaffene “neue Normalität”: der virologische Imperativ ohne Shutdown, der Lockdown-Exit mit Auflagen, die Perpertuierung des Ausnahmezustandes als Normalgefüge.
Wer im politischen Diskurs Begriffe prägt, hat ihre Deutungshoheit inne. Die Macht der Worte verändert das Denken und den Zugang zur Wirklichkeit. Hans-Martin Esser hat den Begriff der “neuen Normalität” in seiner 2019 erschienenen Theorie der Normalität ins Spiel gebracht, einer Normalität, der nur näherungsweise beizukommen sei. Auf seiner Webseite fasst er zusammen, worum es dabei geht:
Beim Versuch, den Pudding an die Wand zu nageln, empfiehlt es sich, das Durcheinander halbwegs in den Griff zu bekommen.