Wie man ein komplexes Thema leicht verdaulich und unterhaltsam am Sonntagvormittag präsentiert, hat Moderator Matthias Kremin beim West ART Talk im Depot 2 des Schauspiel Köln gezeigt. Der Zuschauer erfuhr zwar einiges über die unfreien Lebensumstände eines Julian Assange, wenig jedoch darüber, wie frei der digitale Mensch tatsächlich ist.
Analog trifft Digital
Berührungspunkte beider Welten gibt es viele, aber wo das digitale mit dem analogen Leben hart kollidiert, steht mitunter die Existenz auf dem Spiel. Religionswissenschaftler Michael Blume hat erlebt, wie man als unbescholtener erzkonservativer Bürger ins Visier des Geheimdienstes gerät. Und der Arzt und Psychotherapeut Bert te Wildt kann aus seiner Praxis mit Internet- und Computerspielabhängigen anschaulich berichten, wie diese Abhängigkeit das analoge Dasein zerstört. Dann war da noch Hannes Grassegger, der als Ökonom Hoheit über die eigenen Daten fordert, um anstelle großer Konzerne selbst Kapital daraus zu schlagen.
Von Whistleblowern und Supernerds
Die politische Dimension brachte Netzaktivist Markus Beckedahl ins Spiel, der einmal mehr die Bundesregierung in der Pflicht sah, die Europäische Datenschutzreform endlich zügig voranzutreiben. Und Angela Richter offenbarte, einen Koffer voll amerikanischer Süßigkeiten für Edward Snowden gepackt zu haben. Das crossmediale Theaterprojekt “Supernerds – ein Überwachungsabend” der Kölner Hausregisseurin wird am 28. Mai im Schauspiel Köln uraufgeführt. Womit die Frage beantwortet wäre, warum sich der West ART Talk im Depot 2 des Schauspiels inszenierte. Und was die Eigenwerbung gebracht hat: unbedingt mal bei den Supernerds reinschauen.
Die Avantgarde der Supernerds
Während ” Supernerds” Premiere hat und im Internet übertragen wird, produziert der WDR im eigens eingerichteten Studio nebenan eine Livesendung mit Bettina Böttinger. Sie sorgt für Interaktion zwischen Bühne, Publikum vor Ort und Zuschauern am Bildschirm. Über die Webseite www.supernerds.tv besteht die Möglichkeit, interaktiv einzugreifen. Gleichzeitig soll Überwachung in ihrer Komplexität nicht nur verständlich, sondern auch erlebbar werden.